Flatterndes Herz ist da!
Ihr Lieben! Meine Single “Flatterndes Herz” ist da! Ich bin sehr gespannt, wie es euch gefallen wird – hier könnt ihr es auf der Plattform eurer Wahl hören! Außerdem hat Lulu Schmidt / bipopularity media ein wunderschönes Video dazu gemacht.
Das Lied hab ich für eine Freundin geschrieben, und gleichzeitig ist das Thema eines, das auch mich immer wieder und eine Weile meines Lebens sehr intensiv beschäftigt hat und – realistisch betrachtet – auch immer wieder mal beschäftigen wird.
Denn es ist ein Lied über Angst. Genauer gesagt erzählt es von den Momenten, mitten in der Nacht, in denen die Angst einen plötzlich überkommt, körperlich, überfallsaftig.
Und es ist ein Lied über die Überwindung dieser Angst.
Angst ist nicht dumm, weil ja, wir werden verletzt, wir werden krank, wir machen uns lächerlich, wir haben Schmerzen, wir sterben. Nur führt diese Angst oft zu nichts, außer in einer Situation, in der Wegrennen oder Kämpfen hilft. Die meisten Ängste, die wir haben, lassen sich aber weder mit Wegrennen noch mit Kämpfen lösen (ich bin mir dessen bewusst, dass das ein Privileg ist). Sie sind komplizierter, bzw.: die Dinge, vor denen wir Angst haben, sind komplizierter, und sehr oft sind es Dinge, gegen die wir sowieso nicht ankommen. Das einzige, wogegen wir also ankommen müssen, ist die Angst selbst.
Ich hab vor ein paar Jahren eine Zeit lang sehr viel Angst gehabt. Also: eh immer wieder, aber einmal über einen längeren Zeitraum hinweg sehr intensiv und ohne in der Außenwelt sichtbaren Grund. Angst, weil meine Psyche ein Muster zu erkennen glaubte, wo kein Muster war. Angst vor sich-wiederholender Geschichte, meiner Geschichte.
Das wurde so schlimm, dass ich aus der U-Bahn ausstieg, wenn jemand mit einem Koffer einstieg. Es hätte ja eine Bombe sein können. Ich hatte Probleme damit, mich von meinem damals kleinen Kind räumlich zu entfernen, am Anfang lag ich da, um seinen Schlaf zu bewachsen, aus Angst, es könne zu atmen aufhören. Später hatte ich Angst, einen Abend auszugehen, weil ich fürchtete, mir würde etwas passieren, und ich könnte es im Stich lassen. Als es einmal ganz schlimm war, sagte mir meine Freundin Anita am Telefon: ich schick dir jetzt eine Nummer, die rufst du an, und machst dir einen Termin aus, und dann rufst du wieder mich an. Ich tat es und eine Woche später begann ich mit der Psychotherapie, der ich zu verdanken hab, dass ich eine halbwegs vernünftige Mutter geworden bin, einige Lieder geschrieben und keinen Herzinfarkt erlitten habe, dafür einige Erkenntnisse in den Knochen, die mich sicherer und für meine Liebsten deutlich angenehmer gemacht haben.
Ich lass jetzt los – schau her! Ich bin noch immer da!
Flatterndes Herz
Auch zwei Aussagen außerhalb der Therapie haben mir geholfen, die eine von einer spirituell orientierten, die andere von einer naturwissenschaftlich orientierten Frau. Beide Ebenen, die spirituelle und die naturwissenschaftliche, waren wichtig.
Die eine Frau hat gesagt: atme die Angst in dein Herz, überlasse sie deinem Herzen, vertraue deinem Herzen, es kümmert sich schon drum; und dann atme aus.
Die andere Frau hat gesagt: dein Hirn macht Muster, weil es das gewohnt ist, aus den Zeiten, in denen es wichtig war, gefährliche Tiere und giftige Pflanzen wieder zu erkennen, indem man ein Hirn hat, das Muster erkennen bzw. bilden kann. Das Muster, das dein Hirn hier gebildet hat, hat aber keinen realen Hintergrund, du kannst dir sagen: aha! Es ist nur ein Muster! Ich werde meinen Kindern nicht wegsterben, nur weil meine Mutter uns weggestorben ist. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Es ist viel wahrscheinlicher, dass ich am Leben bleibe. Es ist nur ein Muster, das mein Kopf, der sich mit prähistorischen Prägungen um mich kümmern will, gebildet hat. Sehr nett von ihm. Aber mit der Realität hat das nichts zu tun.
Von den Ängsten, die ich habe, im Moment, in dem ich sie habe, zu schreiben, geht kaum, und wenn, nur ohne Publikum. Aber wenn ich eine Angst überwunden habe, oder eine Stufe in Richtung Überwindung gegangen bin, kann ich darüber schreiben. Weil ich nicht mehr Angst vor der Angst habe. Angst davor, dass sie sich bewahrheiten kann, nur weil ich sie ausspreche. Ich diese Angst vor der self-fulfilling-prophecy loslassen, aber soweit bin ich eben noch nicht.
Angst lässt sich überwinden
anerkennen, einatmen, ausatmen
und nocheinmal
Und holt euch Hilfe. Es zahlt sich aus.
Flatterndes Herz Credits
T: Violetta Parisini M: Violetta Parisini, Sixtus Preiss
Produktion.: Violetta Parisini, Sixtus Preiss,
Voc.: Violetta Parisini – Cello: Lukas Lauermann – Viola & Violine: Emily Stewart – Synth, Piano, Perc.: Sixtus Preiss – Arr.: Sixtus Preiss – Mix: Sixtus Preiss, Max Walch – Master: Paul Movahedi
veröffentlicht auf Else Musik / Broken Silence
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