Persönliches und ein Spendenaufruf
Ich schreibe an meinem Jahresrückblick, und komme immer wieder zu diesem Punkt, der nirgendwo hineinpasst, mir aber sehr wichtig ist. Also bekommt er hier einen Ehrenplatz als eigenen Post. Der Jahresrückblick kommt dann morgen. Also. Liebe für alle!
Im Jahr 2020 habe ich eine Grenze überschritten, meinen gedanklichen Rubikon. Meine Kinder sind endlich über das jeweilige Alter hinaus, in dem meine Schwester und ich waren, als unsere eigene Mutter gestorben ist. Und selbst wenn ich schon davor wusste, dass diese Grenze eine rein Imaginierte ist, keine Reale; dass mein Kopf mir einen Streich spielt, weil Gehirne aus Traumata Muster machen, um vor ihnen gewappnet zu sein (das funktioniert im Fall von: Tiger = Gefahr, aber nicht im Fall von: Kinder unter 5 = Lebensgefahr für Mutter); also obwohl ich das alles wusste, war es doch eine Befreiung. Mein jüngstes Kind wurde 5 Jahre alt und ich durfte es miterleben. Ich lebe! Die Geschichte hat sich nicht wiederholt. Ich bin unendlich dankbar.
Weil ich während ich dies schreibe nicht umhin komme, an alle zu denken, denen dieses Glück nicht gegeben ist, gibt es hier einen Spendenaufruf. Bitte spendet, wenn ihr könnt, dem Verein Hemayat, dem ich regelmäßig einen Teil meiner Webshop-Einnahmen zukommen lasse, weil ich erahne, wie unglaublich wichtig ihre Arbeit ist. In einer fremden Umgebung mit unaufgearbeiteten Traumata aus Krieg und Flucht zu leben, das kann ich mir nicht einmal vorstellen. Und doch es ist für viele Leute Realität. Dass es auch an Österreich ist, solche Traumata zu verhindern, indem man zum Beispiel mithilft, die Lager auf Lesbos zu evakuieren und Geflüchtete aufzunehmen, ist ein politisches Problem, das mich hilflos und wütend macht. Ich bin fassungslos über die Politik, und ratlos, wenn es darum geht, wie man sie ändert. Gleichzeitig glaube ich daran, dass man tun soll, was man tun kann, und es niemandem etwas bringt, wenn man an dem, was man nicht tun kann, verzweifelt. Also lasst uns alle tun, was wir können, denn irgendetwas geht immer. Und die meisten von uns werden die Welt nicht durch waghalsige Aktionen verbessern, sondern durch die Liebe, die sie geben, und die Liebe, die sie annehmen.
Angelika
05/02/202111:56Oh ich kann dir das so nachempfinden. Ich war 9 Jahre als meine Mutter starb, und sie war 43. Ich habe den (schweren und leichten gleichzeitig) Tag danach letztes Jahr gefeiert, als ich älter wurde als sie, und mein Kind immer noch erleben darf. Wenn mein Kind 9 Jahre überschreitet und ich sie immer noch begleiten darf, wird das die nächste magische Grenze sein. Alles Liebe.
Violetta Parisini
05/02/202117:01Danke für’s Schreiben <3 eine der zwei Grenzen steht bei mir auch noch aus, und ich kann jetzt in vollem Vertrauen sagen: ich werde sie auch noch feiern! alles Liebe!