Violetta Parisini fotografiert von Hanna Fasching

von Bremen und Mexiko

das dazugehörige Denk-Foto ist von Hanna Fasching

was war..

meine kleine Konzertreise gen Norden war wunderschön! auf instagram könnt ihr euch ein paar Fotos von Essen und anderen Eindrücken anschauen. Begonnen hat sie mit der ersten covid-bedingten Konzertabsage dieses Jahres, ich hatte aber trotzdem einen großartigen Abend mit einer alten / neugewonnenen Freundin in Mannheim. Dann der Abend im Kulturverein KuKuC, das war einer, an den ich mich noch länger erinnern werde, nicht nur wegen des guten Essens (köstlich, privat gekocht und in kleinem Kreis aufgetischt), sondern vor allem wegen der Menschen, es waren schöne Begegnungen, viel Berührtheit, und am nächsten Tag auch noch das von Herzen kommendste ehrliche und kritische Feedback, das ich seit langem bekommen habe. Das ist ja ein großer Vertrauensbeweis, jemandem ehrlich zu sagen, was man wahrgenommen hat, sowohl das Gute als auch das Verbesserungswürdige. Und wie so oft im Leben hat dieses Gespräch dann etwas vertieft, was mich momentan sowieso beschäftigt, nämlich: Größe. Also die Innere, Gefühlte und Gelebte. Ich glaube, ich bin nicht die Einzige, die sich oft kleiner macht, als sie sein kann, weil sie Sorge hat, dass sie in ihrer Größe nicht mehr gemocht wird. Vielleicht als arrogant wahrgenommen wird, oder als unsympathisch. Und Himmel, hab ich Angst davor, arrogant oder unsympathisch zu sein! Weil: ich will ja geliebt werden, gell? Und wer weiß, ob diese Größe, die in mir wohnt, noch liebenswert ist.

Von außen gesehen finde ich Menschen, die ihre Größe ganz selbstbewusst leben, unglaublich toll. Natürlich nur, wenn diese Größe mit der Grundannahme einher geht, dass wir alle groß(artig) sind oder sein können. Wie das aber geht – groß zu sein, das zu feiern und auszustrahlen, ohne jemand anderen kleiner machen zu müssen, und sei es auch nur gedanklich – das ist schwer zu wissen oder in Worte zu fassen. Groß und selbstbewusst zu sein, in Augenhöhe zur Welt um uns: das können wir nur erspüren, erfahren, ausprobieren, üben.

Ich übe.

Und: nach Ottersberg komm ich ganz sicher wieder. Bremerhaven war auch toll, da will ich auch wieder hin. Die Zugfahrten werde ich das nächste Mal aber auf noch kleinere Teilstrecken aufteilen (ich liebe ja Zugfahren, auch wenn’s ein ganzer Tag ist, aber wenn jeder einzelne Zug verspätet ist oder gar ganz ausfällt, und man erst mitten in der Nacht nachhause kommt, weiß man, dass man beim nächsten Mal einen noch größeren Puffer einplanen muss). Also mehr Konzerte entlang der Strecke. Mannheim werde ich nocheinmal anpeilen, und sonst: der nächste Wohnzimmerkonzert-Aufruf kommt bestimmt!

was noch kommt… 

In den letzten Wochen habe ich außerdem die unglaublichste Anfrage seit Jahren bekommen. Die letzte ähnlich Aufregende wäre für ein paar Konzerte in Indien gewesen, die pandemiebedingt leider nicht stattgefunden haben. Ich hoffe also inständig, dass in den nächsten drei Wochen keine Pandemie über uns hereinbricht..

Die Vorgeschichte: ich habe ein kleines Konzert im Ibis Hotel Wien Hauptbahnhof gespielt. Das Ganze war Teil einer Reihe von Musik-Events, die Ibis momentan organisiert. In den Tagen davor stellt ich mich innerlich auf ein Werbe-Event ein, an dem es nur um Sehen und gesehen-Werden ginge. Doch dann saß ich dort auf der Bühne und hatte lauter aufmerksame, begeisterungsfähige Menschen vor mir, es wurde ein richtig schöner Abend. Ein paar Tage später trudelte bei meiner Bookerin eine Anfrage ein. Ob Violetta wohl Lust hätte, Anfang Oktober (!!) auch in Querétaro, Mexico (!!!!!!!!!!!!) ein Konzert für dieselbe Event-Reihe zu spielen? Ich las die Nachricht und lachte. Das kann doch nicht ernst gemeint sein. Ich singe ja auf deutsch (ok. ein englisches Lied hatte ich auch bei dem Gig am HBF gespielt, eines. Und 7 deutsche). Und um die halbe Welt fliegen, nochdazu nur für ein paar Tage, geht gegen all meine Werte (ich meine, gerade habe ich eine 16-stündige Bahnfahrt absolviert, ich fahre innerhalb der Stadt immer und überall hin mit dem Rad, ich esse regional und teste vegane Rezepte, ich gehe mit Kind und Kegel auf die Klimademo, etc.etc.). Aber mehr als ein paar Tage kann ich mir aber so kurfristig nicht nehmen. Und das Ganze quasi übermorgen! Und und und überhaupt!

Es begann ein tage- und vor allem nächtelanger Prozess des Nachdenkens und hektischen Nachfragens, ob man so kurzfristig vielleicht doch eine kleine Solo-Tour in Mexiko aufstellen könnte. Alle Hebel wurden probiert, kein anderes Konzert kam in Sicht. Ich telefonierte derweil mit einem Freund, der sich mit CO2-Kompensation auseinandersetzt, und sprach mit meinen liebsten Menschen, die mir allesamt ganz klar sagten: mach’s. Wann kommst du je nach Südamerika? Und wie oft kommt so ein toller Gig rein? Und wolltest du nicht eh ein bisschen mehr Abenteuer? Was für ein Angebot, nimm es unbedingt an, das wäre doch verrückt, das nicht anzunehmen!

Nach zwei Wochen sagte ich zu. Und in zwei Wochen fliege ich nach Mexico City und fahre dann nach Queretaro. Die setlist auf englisch bereite ich schon vor, eine Vorausschau auf’s nächste Album. Und wenn jemand von euch in dieser schönen Stadt jemanden kennt, mit der*m ich unbedingt ein ich-weiß-nicht-was trinken soll oder die*der zu meinem Konzert kommen mag, nur her mit den Kontakten.
Ja.
Also ich hab’s grad aufregend. Außerdem freue ich mich auf’s nächste welovemelodies-Songwriting-Camp (mit frischem jetlag, juhu!) und bin auch wieder fleißig am Unterrichten, Stunden vorbereiten, Songwriting-Literatur-lesen, und so weiter. Und dazwischen versuche ich, meine neuen Songs selbst aufzunehmen, mein nächster Schritt in Richtung selbst-produzieren. Es ist spannend und es ist viel und manchmal ist es kurz zu viel, aber dann verbringe ich ein paar Stunden (oder Tage) mit meinen Liebsten und alles relativiert sich. Weil ja, mir ist es sehr wichtig, Musik zu schreiben und sie zu spielen, und mich mit Songwriting auseinanderzusetzen, mit anderen zu schreiben, oder zu unterrichten. Ich bin so herz-hoch-klopfend dankbar dafür, dass ich das alles machen darf und dass es sich ausgeht. Und gleichzeitig tut es gut, immer wieder daran erinnert zu werden, dass das einzig Wichtige im Leben die Beziehungen sind, die wir führen, zu unseren Freund*innen und Familien, zur Welt um uns. Und diese Beziehungen haben’s oft in sich (vor alem Kinder aka Menschen im Wachstum sind phasenweise herausfordernder als jedes Konzert) und stellen mich vor größte Herausforderungen. Deswegen schreib ich ja eigentlich Lieder. Die ich dann ja auch spielen will, in die Welt hinaus tragen…. ihr seht. Alles hängt zusammen und das gehört wohl so.

Also. Wer auch immer es bis hierher geschafft hat, danke für deine Aufmerksamkeit. Und bis sehr bald hoffentlich.

Violetta

Comments: 2

  • Ivana

    Antworten 12/10/202319:51

    Ich schaffe es immer ganz Deine Texte zu lesen, weil sie berührend, klug und inspirierend sind-ganz wie Deine Musik und ja: ganz so wie Du!
    Ich freu mich so sehr für Dich und wüsche Dir eine phantastische Reise und ich freu mich auf alles was kommt für Dich und uns alles Frauen, die wir nicht aufgeben und einfach „Ein Schritt nach dem anderen“ gehen.
    🙂

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