Alles zu seiner Zeit, das PS zum Sorority-Text

Ihr Lieben, ich hab noch ein PS zu meinem Sorority-Text, nämlich: auf die Frage, was ich Künstler*innen mit kleinem Kind rate, gibt es eine ganz klare Antwort: LIEB SEIN ZU SICH SELBST! Nicht zu viel erwarten. Wissen, dass man sehr sehr viel schafft, das aber unsichtbar bleibt. Wenn geht: einen Raum für sich finden, wo man alleine sein kann, ein Raum, über den man frei verfügen kann, und sei es eine kleine Kammer mit kleinem Schreibtisch. Und dann nicht glauben, dass man jede Stunde in diesem Raum produktiv nützen muss, sondern sich darüber im Klaren sein, dass Kunst viel Zeit braucht, und ein Nachmittag lesen oder an die Wand-starren auch wichtig ist, um Eindrücke sinken zu lassen und neue Gedanken zu formulieren. Und dann hab ich heute einen alten Text von mir gefunden, den ich anlässlich der Veröffentlichung von Mehr Sein auf facebook gepostet hatte. Er passt perfekt zu meinem PS., hier ist er:

In den letzten Jahren hatte ich oft keine Energie übrig, um mich um meine sogenannten Karriere zu kümmern.
Mein Kopf und mein Herz waren voll mit den Herausforderungen eines neuen Lebensabschnitts.

Und wenn dann jemand gefragt hat, wann das nächste Album kommt, sprudelten aus mir Rechtfertigungen heraus: ich hab doch hier was kuratiert, da bei einem Kunstprojekt mitgemacht, dort eine Performance mit Musikversehen, aber ich mach jetzt einmal Konzertpause, weil ich noch nichts Neues hab und das alte grad nicht passt. Und gedacht hab ich: echt, Violetta, du kriegst ja wirklich gar nichts auf die Reihe.

Dabei hab ich so viel auf die Reihe gekriegt. Lauter unsichtbare Sachen.

Eine körperlich und psychisch herausfordernde Geburt, einen neuen Alltag: ein geduldiges Gegenüber zu sein, Schuhe und Kleidung in der richtigen Größe und im richtigen Wärmegrad, ein frisch gekochtes Essen, ein offenes Ohr, Arzttermine zur richtigen Zeit, das Lieblings-Leiberl gewaschen, den lebenswichtigen Legostein aus der Ritze gefischt, ein Geschenk für die nächste Geburtstagseinladung haben, pünktlich zum Wald-Tag-Start im Kindergarten sein, überhaupt einen Kindergartenplatz organisieren!

Und dann die über allem stehenden Frage, wie man ein Kind richtig begleitet auf seinem Weg in die Welt da draußen.

Und irgendwann, am Punkt der größten Erschöpfung, hab ich mir gedacht: es reicht. Ich mach, was ich mach, so gut ich kann, und nur, weil es nicht greifbar, nicht verwertbar ist, ist es nicht weniger wert. Und ich werd mich nicht mehr rechtfertigen dafür, dass mir meine psychische Gesundheit und das Glück meiner Familie wichtiger ist als mein nächstes Produkt. Nicht vor mir selbst, nicht vor wem anderen. Das hat mich erleichtert. Meine Bühnenpause hat ein natürliches Ende gefunden, die im Laufe der Monate geschriebenen Songs neue Kleider vom großartigen Sixtus Preiss, der glücklicherweise mein Partner auch auf vielen anderen Ebenen war und ist, und wohl ein ähnliches Lied singen kann.

Und jetzt ist die Album-Zeit da, und ich kann sie genießen, mich unendlich über jedes einzelne feedback freuen, und ich habe einen extra schönen Platz in meinem Kopf, in meinem Herzen, und in meinem Alltag, um diese Lieder zu singen, und mich zu freuen, wenn sie gehört werden.

Danke für’s dran-bleiben, oder wieder-da-sein, ihr Lieben.
Alles zu seiner Zeit.
Violetta

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