Violetta Parisini lächelt in der Sargfabrik ©Hanna Fasching

DANKE, SKE!

Liebe Menschen da draußen. Spät aber doch, hier ein paar Dankesworte an den SKE. Im Jahr 2021 hab ich nämlich ein Jahresstipendium vom SKE Fonds zugesprochen bekommen, das war nicht nur eine große Ehre und Freude, sondern auch extrem stressreduzierend und motivierend. Und es hat bei mir viel in Gang gebracht. 

In der Zeit des Stipendium-Bezugs hab ich einerseits „Unter Menschen“ produziert und veröffentlicht und andererseits begonnen, mit anderen Menschen zu schreiben. Ich habe mich selbst als Musikerin und Texterin neu und besser kennengelernt, habe einen Job als Songwriting-Dozentin angenommen, habe so viel gelernt und geschafft, wie ich es noch ein paar Jahre zuvor nur erträumen konnte. 

Wenn man Kinder hat, hat man so viel weniger Zeit für alles, vor allem für die Kunst, die meistens zuerst einmal unbezahlt ist. Um sich diese Zeit trotzdem zu nehmen, braucht man an blinde Sturheit grenzendes Selbstvertrauen und Zuversicht. Wenn man als Frau älter wird, spürt man weniger Rückenwind von dem Kulturbetrieb, der sich offenbar immer noch sehr für junge Frauen und Männer jeden Alters interessiert. Wenn man ein paar Jahre nichts veröffentlicht hat, beginnt man wieder von vorn, und vieles von dem, worauf man zu bauen glaubte, ist erodiert. Wegen all dem: einer Frau mit knapp 40 ein Stipendium zuzusprechen ist mutig und meiner Meinung nach ein golden-richtiger Zeitpunkt.

Denn zu dem Zeitpunkt, als ich das e-mail vom SKE bekam, war ich tief in meinen Selbstzweifeln verstrickt: zahlt sich das aus, mit so viel Herzblut und Zeitaufwand Musik zu machen, die immer in der Nische zu bleiben scheint? Weiß das wer zu schätzen? Und wie soll ich überleben, von Crowdfunding zu Crowdfunding, von Konzert zu (damals regelmäßig abgesagtem und verschobenem) Konzert? Und nicht zuletzt: bin ich als Mutter zu unflexibel für diesen Job, als Frau zu alt für die Mechanismen des Kulturbetriebes? Wer mehr dazu lesen will: hier meine Blog-Einträge zu Mutterschaft und Kunst und Vereinbarkeit. Dass ein Stipendium in der Lebensphase mit kleinen Kindern für viele Künstler*innen lebens(oder mindestens: musik-)rettend wäre, habe ich dort auch schon ausgeführt.

Ich hatte vor 2020 einige Jahre nichts veröffentlicht – nach meinem zweiten Album 2012 hatte ich mein erstes Kind bekommen, 2015 ein zweites, und erst im Herbst 2019 die erste Single nach Jahren veröffentlicht – dazwischen lagen ein neuer Lebensabschnitt, viel Überforderung, eine depressive Phase, ein Popfest-Kurat, verschiedene musikalische Jobs, viel Schreiben, Unterricht, aber keine eigene Veröffentlichung. Dadurch war ich als Künstlerin komplett herausgefallen aus dem Musikbusiness-Zirkus, und hatte das Gefühl von Neubeginn gehabt, als ich Ende Februar 2020 ein deutschsprachiges Album veröffentlichte. Die dazugehörige Tour fiel aber dem ersten von vielen Lockdowns zum Opfer, und das Album erntete zwar großartige Kritik, aber generierte so gut wie kein Einkommen. Es folgten große Ernüchterung und als Rattenschwanz die Zweifel, wie sich das alles ausgehen soll. 

Die Nachricht, dass mir eine Jury ein Stipendium zugesprochen hat, weil sie das, was ich da mache, gut findet, so gut, dass sie mich ein Jahr finanziell abgesichert wissen will, hat mir unglaublich viel Zuversicht zurück gegeben. 

Jetzt, kaum zwei Jahre später, habe ich das Gefühl, mein Musikerinnen-Dasein auf stabile Beine gestellt zu haben.

Ich wünsche allen jungen Müttern in diesem verrückten Business so ein Stipendium, und bin wahnsinnig dankbar, dass es mir persönlich dabei geholfen hat, nach dieser schwierigen Phase nicht aufzugeben, sondern voller Zuversicht und Selbstbewusstsein draufzukommen, was ich musikalisch zu geben habe und wie ich das so tun kann, dass ich auch davon leben kann. Nach diesem Satz klopfe ich erstmal auf Holz, weil das Leben als Musikerin fragil ist und bleibt, bin aber zuversichtlich und voller Dankbarkeit und Freude über das Privileg, Lieder schreiben und singen zu dürfen, Menschen zu berühren und zum Nachdenken anzuregen, und nicht zuletzt einer Arbeit nachzugehen, die mir große Freude macht.

Deswegen will ich, spät aber doch, sagen:

DANKE DANKE DANKE an den SKE und die Jury für die wertvolle Unterstützung, die bei mir so viel in Gang gebracht und mich darin bestärkt hat, weiterzumachen.

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