Ein Jahr „Alles Bleibt“

Vor Einem Jahr habe ich Alles Bleibt veröffentlicht. Das erste Album nach 8 Jahren Veröffentlichungs-Stille. Der Rest meines Lebens war während dieser 8 Jahre nicht still gewesen: was ich in dieser Zeit erlebt habe, könnt ihr in meinem Blog-Eintrag über das Spannungsverhältnis von Kunst-Machen und Kinder-Kriegen nachlesen. Wie es danach weiterging, nun ja, das wisst ihr ja. Ein Jahr Ausnahmezustand. 10 Tage nach dem Release-Konzert stand ich mit der Hälfte meiner Band am Flughafen und realisierte, dass wir die geplanten Konzerte in Indien wohl doch nicht spielen würden. Ich glaubte es bis zuletzt nicht. Nach dem check-in erreichte ich endlich die Veranstalterin, wir telefonierten mit dem Frankfurter Flughafen und mit Botschafts-Angestellten und beschlossen, das Risiko nicht einzugehen. Gut so, denn wenige Stunden, bevor unser Flugzeug angekommen wäre, wurden Indiens Grenzen dicht gemacht, und ich war unglaublich dankbar, nicht am Flughafen in Bangalore festzusitzen, sondern zuhause zu sein.

Drei Tage später wurde der erste Lockdown in Österreich verkündet. Danach Absagen der meisten Konzerte in Österreich und Deutschland. So hatte ich mir den Wieder-Beginn meiner musikalischen Karriere wirklich nicht vorgestellt. Ich mag das Wort Karriere ja nicht sonderlich. Mir fehlt nur ein besseres Wort für eine Arbeit, an der man mit Leidenschaft und Freude dran ist. „Karriere“ impliziert, dass die eigene Entwicklung sich im Außen abbildet: in Status oder Geld oder einer anderen Art von sichtbarem Erfolg. Dabei stimmt das für die Wenigsten, das öffentliche Abbild der eigenen Entwicklung ist meist verzerrt, und Geld und Status kommen manchmal früher, manchmal später, manchmal gar nicht. Kunst ist immer Risiko, und je mehr man versucht, aus sich heraus das zu schöpfen, was einem sagenswert erscheint, ohne zu sehr auf Trends und Zeitgeist zu achten, umso riskanter ist es. „Karriere“ hat natürlich mit Sorgfalt und Plänen, Ehrgeiz und Disziplin zu tun, aber eben auch mit Glück, Zufall, der richtigen Zeit und dem richtigen Ort. Nun, für meinen Neubeginn hatte ich ziemlich schlechtes Timing. Jeder Lockdown brachte neue Konzertabsagen, und inzwischen haben mein Booker und ich aufgehört, zu planen. Die momentan (und: schon längst!) für den Sommer geplanten Konzerte werden hoffentlich stattfinden; ich werde sie diesmal aber erst ankündigen, wenn das absehbar ist.

Das Jahr, in dem „Alles Bleibt“ nun schon auf der Welt ist, war ein Jahr mit vielen Enttäuschungen, aber auch ein Jahr der Dankbarkeit. So vieles, was immer selbstverständlich schien, wurde sichtbar wertvoll. Wir haben wohl alle viel gelernt. Durch die Überforderung eines Familienlebens im Lockdown, das Wegfallen von Schul-Strukturen, Terminen, Konzerten, haben Sixtus und ich mehr selbstgemachte Struktur in unser Leben bringen müssen, und das war gut. Außerdem habe ich, so wie viele Künstler*innen in meiner Umgebung, den digitalen Raum neu für mich erobert. Das liegt mir nicht sonderlich, denn ich bin ein Mensch des direkten Kontaktes, und trotzdem habe ich im Laufe der Monate gelernt, einen Teil der Vertrautheit, die sich bei meinen Konzerten mit dem Publikum einstellt, ins Internet zu übersetzen. Ich habe viele Blogeinträge über Dinge, die mich berühren, geschrieben. Ich hab auch endlich kapiert, wie man social media so benützt, dass es einem auch selbst Spaß macht, anstatt nur anstrengend zu sein. Die Dinge, die ich liebe, von guten Büchern bis zu den Fragen, mit denen ich mich gern herumschlage, finden jetzt regelmäßig einen Weg in meinen instagram- und facebook-feed. Manchmal auch ein Cover von einem Lieblinssong oder eine lustige Stimmübung. Online-Konzerte habe ich auch schon einige gegeben, wobei ich das tatsächliche live-Spielen schmerzlich vermisse. Nichts geht über die direkte Verbindung mit euch, meinem Publikum. Hoffentlich werden wir sie bald wieder leben und spüren können.

Derweil könnt ihr die Lieder selbst spielen! Wie? Mit den Leadsheets, die ich für euch als Geschenk für den Jahrestag vorbereitet hab, mehr dazu hier.

Hier ist ein Link zum Album auf allen möglichen Plattformen. Und hier könnt ihr euch jederzeit eine CD bestellen. Solltet ihr noch nicht all euren Freund*innen, Kindern, Eltern, Großeltern und Patentanten von der schönen Musik darauf erzählt und einen Haufen CDs verschenkt oder links verschickt haben, dann könnt ihr das immer noch jetzt tun (es gibt es auf allen möglichen Plattformen, zB. spotify oder youtube). Je mehr Leute das Album ins Herz schließen, es hören und weiterverbreiten, desto mehr Konzerte werde ich spielen, sobald das wieder möglich ist, und oh, das ist es, worauf ich mich am allermeisten freu! Danke, dass ihr mich auf meinem Weg begleitet. Viel Liebe in alle Richtungen!

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